„Wie das im öffentlichen Raum so ist, klebt einer ein Plakat an die Wand, der Nächste versucht es wieder abzureißen, dann wird ein Tag später darüber gesprayt, ein nächstes Tag entsteht daneben oder darüber, das Wetter nimmt Einfluss. Zu dem räumlichen Übereinander, Nebeneinander, Aufeinander kommt der Zeitprozess: Manchmal werden auch wichtige soziale Fragen, die vor zehn oder zwanzig Jahren relevant waren, wieder unter einem abgerissenen Plakat sichtbar.
Als Künstler nutzt Ulrich Schwecke diese oft unfreiwilligen Zusammenstellungen von Ausdrucksäußerungen auf den Wänden als künstlerisches Material. Er verdichtet diesen Protest, diese vielen Schichten, Fragmente die unterschiedlichen Ziele, Zeiten und Intentionen visuell zu einem Bild. Schrittweise verändert er ein Bild mit bildtechnischen Mitteln, z.B. durch Drehen, Zuschneiden, Ausschnitte und vor allem farblich. Was vorher eher Bemalung einer Wand oder modernes Fresko war, entwickelt er malerisch zum Abstrakten weiter.
Mit der Bearbeitung reanimiert er die Möglichkeit, neu mit dem Bild und den darin verdichteten Anliegen in Dialog zu treten. … Durch die künstlerische Bearbeitung bekommt das Bild eine neue Kraft und eine neue Geschichte. Ulrich Schwecke bringt es in lebendige Bezüge zu aktuellem Geschehen (Spruchband) oder zu persönlichen Ereignissen.“
Dr. Petra Schumacher
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