Ghost City
„Bis in die neunziger Jahre herrschte in Hebron ein typisch arabischer Alltag: In der Innenstadt gab es unzählige Läden und Marktstände, der Geruch von Gewürzen, Kaffee, grilliertem Fleisch und Rauch erfüllte die heisse Luft, in den Gassen herrschten Gedränge und Lärm. Heute ist das Zentrum von Hebron tot. (…)
Hebron ist mit über 200 000 Einwohnern die grösste Stadt im Westjordanland und die einzige mit Siedlern mitten im Zentrum. Hebron grenzt an die jüdische Siedlung Kiryat Arba. Hier wohnte Baruch Goldstein, der im Februar 1994 in der Moschee 29 Muslime erschoss und über 100 verletzte. Nach dem Amoklauf wurde er überwältigt und getötet. Man erklärte sich seine Bluttat im Nachhinein dadurch, dass er mehrfach Zeuge von Gewalt gegen Siedler in der Altstadt geworden war. Israel hätte diese Siedler mitten in Hebron nach Baruchs Gewaltexzess evakuieren können. Das Gegenteil passierte. Die Palästinenser bezahlten für Baruchs Tat. Die arabischen Altstadtbewohner wurden vertrieben, um die paar hundert militanten Siedler zu schützen.“ NZZ, 04.06.2015