Der Künstler Ulrich Schwecke zeigt neue Objekte und Bilder in der Bremischen Volksbank in Achim

Vögel stehen für grenzenlose Freiheit. Und der Wunsch, frei zu sein wie ein Vogel, ist auch eine allzu menschliche Sehnsucht. Doch wovon wollen wir uns eigentlich befreien? Und was hindert uns? In der Ausstellung „One day I will fly“ geht der Bremer Künstler Ulrich Schwecke Fragen wie diesen nach und setzt sich zudem mit aktuellen Geschehnissen unserer Zeit auseinander.

Anhand von Objekten und Installationen experimentiert Schwecke dabei mit Dogmen und Widersprüchlichkeiten, setzt scheinbar gegensätzliche Materialien in Beziehung. Auf diese Weise stellt er Kontraste oder auch Balancen her, die jeweils Assoziationsspielräume eröffnen und Spannungen erzeugen. Beispielhaft hierfür steht das Objekt „Läufer/Aufbruch“, ein Wurzelholz, dem zwei weiße Federn erstaunliche Leichtigkeit verleihen. In die Wahl des Material und der Themen von Schweckes Werken spielen auch persönliche Erfahrungen hinein. Etwa das Leben des eigenen Vaters, das den Künstler zur Auseinandersetzung mit ganz Grundsätzlichem veranlasste. „Mein Vater war Soldat im Zweiten Weltkrieg“, erläutert Schwecke, „und gehörte damit einer Generation an, deren Leben auch in der Nachkriegszeit noch von starren Glaubenssätzen und Strukturen geprägt war.“ In den letzten Jahrzehnten widmete sich der Vater einer Kanarienvogelzucht und hinterließ eine Vielzahl verschiedenster Käfige. „Ist es nicht ein Widerspruch, einen Vogel – das Symbol der Freiheit schlechthin – einzusperren?“ In seinen neuen Arbeiten weitet Ulrich Schwecke diese Überlegung aus, macht die Ambivalenz innerer und äußerer Zwänge zum künstlerischen Forschungsgegenstand und lotet auch Möglichkeiten einer Befreiung aus.


Thematisiert wird dieser Widerspruch beispielsweise anhand von Buchobjekten, deren Seiten einzelne Federn zu entwachsen scheinen: einer Bibel ebenso wie dem Kommunistischen Manifest oder einem Ratgeber mit vielversprechenden Börsentipps. „Alle drei Bände stehen mit ihren Glaubenssätzen und Ideologien für Verheißung oder Erlösung – aber auch für das genaue Gegenteil“, betont Schwecke. Mit weiteren Werken nimmt der Künstler Bezug auf die jüngsten weltpolitischen Entwicklungen wie den Angriff auf die Ukraine. „Mich interessiert, wie diese Themen ästhetisch reflektiert werden können“, erklärt Schwecke. Neben den ganz neuen Objekten und Installationen zeigt Ulrich Schwecke außerdem Werke der vergangenen Jahre: Montagen aus der Serie „Where are we now?“ sowie Übermalungen und Fotografien aus der Reihe „Die Poesie der Unschärfe“. Auch mit diesen Bildern erweist sich Schwecke als ein aufmerksamer Beobachter, der seine Sujets nicht sucht, sondern findet.
Bereits zum vierten Mal stellt Ulrich Schwecke in den Räumlichkeiten der Bremischen Volksbank in Achim aus. Darüber hinaus werden einige Bilder im benachbarten „Weinhaus alte Mühle“ gezeigt. Es sei ihm wichtig, seine Kunst in einem Umfeld zu präsentieren, das öffentlich zugänglich ist, sagt Schwecke. Ein weiteres Anliegen ist es, mit dem Ausstellungspublikum über die Werke ins Gespräch zu kommen: „Das ist fast das Wichtigste für mich“, stellt Schwecke fest. Im Rahmen der Vernissage gibt es dazu reichlich Gelegenheit, denn anstelle einer klassischen Eröffnungsrede führt Filialleiterin Ute Gajus ein Gespräch mit Ulrich Schwecke. Das Ausstellungspublikum ist herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.

Die Postkartensets „One day I will fly“ und „Where are we now?“ können hier bestellt werden.