Asche symbolisiert Zerstörung und Vergänglichkeit: die verbrannten Wälder in Kalifornien, Kanada oder im Amazonasgebiet, die zerstörten Häuser in Gaza oder der Ukraine. Asche ist das, was bleibt, wenn alles zerstört wurde.

Doch Asche ist auch Dünger und Nährboden für Erneuerung und Aufbruch.

Aufbruch – Neubeginn nach der Krise Die Menschheit hat nach schweren Krisen immer wieder einen Neuanfang gewagt. Oft war die Katastrophe sogar der Auslöser für grundlegende Veränderungen. Der Erste Weltkrieg brachte die Erkenntnis mit sich: „Nie wieder Krieg!“ Daraus entstand der Völkerbund. Auch künstlerische Bewegungen wie der Dadaismus oder die Neue Sachlichkeit reagierten auf die Erfahrung des Krieges.

Doch die Welt lernte nicht genug: Der Zweite Weltkrieg folgte. Wieder hieß es „Nie wieder Krieg!“ Die UNO wurde gegründet, in Deutschland entstand das Grundgesetz – eine demokratische Grundlage, die nur im Schatten der Schrecken des Nationalsozialismus möglich war. Auch kulturell gab es Aufbrüche: Jazz, Rock & Roll und Blues prägten die Zeit.

Katastrophen erzwingen Erneuerung. Das ist einerseits tröstlich, andererseits ist der Preis dafür stets erschreckend hoch.

Asche und Aufbruch bedeuten auch eine Wahl. Lernen wir aus der Vergangenheit, um die Welt sozial, ökonomisch und ökologisch zu verbessern? Oder fügen wir uns passiv in unser Schicksal? Werden wir Teil der Lösung oder bleiben wir Teil des Problems?

Max Frisch sagte: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Auch in Wirtschaft und Coaching wird die Krise als Chance für einen Strategiewechsel gesehen. Krisen fordern uns auf: Hört auf, einfach so weiterzumachen!

Dialog – Voraussetzung für Wandel Können militärische Mittel allein Frieden sichern? Die Zeit des Kalten Krieges war geprägt von Bedrohung und Aufrüstung, aber auch von offenen diplomatischen Kanälen. Nikita Chruschtschow konnte 1959 zwei Wochen lang die USA besuchen, die deutsche Ostpolitik suchte trotz Abschreckung den Dialog. Heute wird der Dialog denunziert. Doch ohne ihn ist kein nachhaltiger Frieden möglich – trotz aller militärischen Abschreckung.

Demokratie lebt vom Dialog. Hartmut Rosa beschreibt es so: „Intellektuelle Redlichkeit bedeutet, dass ich die Argumente der anderen höre, mich von ihnen erreichen lasse.“ Nur so kann Transformation stattfinden. Ein Dialog kann Resonanz und Verständigung schaffen – auch mit jenen, die als Gegner erscheinen.

Die Rolle der Kunst Was hat das mit Kunst zu tun? Kunst schafft Räume für Reflexion, für Dialog, für Perspektivwechsel. Kunst erhebt nicht den Anspruch auf die eine absolute Wahrheit. Sonst wäre sie keine Kunst, sondern  Propaganda. 

Heute scheinen wir uns wieder in einer Vorkriegszeit zu befinden. Die Frage ist: Schaffen wir es, diesmal schon vor der Katastrophe einen neuen Aufbruch zu wagen? „Nie wieder Krieg“ ist nicht bloß eine Erinnerung, sondern eine Verpflichtung für die Gegenwart.

Ich nehme mir vor optimistisch zu bleiben – es fällt nicht leicht.

Ulrich Schwecke, Bremen 5.3.2025